«What day is today again?», singt Raisa Khan gleich zum Good-Sad-Happy-Bad-Konzert-Beginn, und die nüchterne Antwort: es ist der letzte Kilbitag, der letzte ever in einem Juni, bevor die Saisons wechseln. Unnüchterner: es ist ein guter Tag, um die Shades aufzusetzen, denn die Schlusstage sind immer nah am Wasser gebaut, weil da sind all die guten Leute, die Freude auch und natürlich immer die Konzerte.
Neben Good Sad Happy Bad vor allem: jenes von Ustad Noor Bakhsh und seinen beiden unterstützenden und übersetzenden Bandura-Kollegen. Mit seinem elektrischen Benju – einem von mir noch nie gesehenen Saiten-und-Tasten-Instrument – sitzt der freundliche Master aus der pakistanischen Provinz Belutschistan auf der Bühne, und spielt und spielt seine traditionelle Feiermusik, bis zu ekstatischen Anflügen und all den Tränen beim Schlussapplaus, die von überall fliessen.
Aber jetzt: kein weltflüchtiger Kitsch. Viktor Marek erzählt bei seinem Aufritt mit Les Soeurs Doga, wie die beiden Sängerinnen aus Burkina Faso trotz gültigen Arbeitsvisa und Pässen am Freitag beim Klotener Flughafen von der Schweizer Polizei aufgehalten wurden, und das Konzert in Zürich absagen mussten. «The only good system is a soundsystem», sagt Marek, und weiter gehts in diesem frenetischen Miteinander zwischen seinen Beats und Dubs und den Gesängen der Zwillingsschwestern. Outernational lebt es sich immer besser.
Von hier kann nun einfach weitergetanzt werden – zum besten DJ Fett, «higher and higher», zu Nabihah Iqbal und ihrem Set, das von Prince via den Contortions bis zu Kylie Minogues «Can’t Get You Out of My Head» reichte – bis zum Morgen, doch: nochmals kurz raus. Dreamcrusher ist da, mit Strobos und Rauch und den Love-and-Light-Noise-Glitch-Growl-Drones, die gerade zuvorderst alle Sinne stehlen und schärfen. Ein Stagedive, eine Feuerzeugflamme als Lichtlein in der Dunkelheit , danach: die Stille, sie ist berührend.
What day is today again? Einer, der lange nachhallen wird. Bis zur nächsten Kilbi, mindestens.
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