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«Jetzt ist es ein Töffli geworden»

Fabian Mösch

Ich finde das sehr aufregend.

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Mein erster Lehrer war ein super euphorischer Mensch, der mich stark geprägt hat. Er zeigte mir neben der klassischen Musik auch Klezmer, Jazz, zeigte mir, wie man improvisiert. Natürlich habe ich zu Beginn auch geübt, um ihm im Unterricht zu gefallen. Aber mit der Zeit wurde der Eigenantrieb immer grösser und das Instrument immer mehr zu meinem Eigenen. Bis jener Moment folgte, an dem ich mir gesagt habe: ich nehme das jetzt ernst. Wenn man an einem solchen Punkt angelangt ist, dann beginnt man auch, den Erwartungen nachzurennen, die man an sich selber stellt. Das ist eine Zeitlang auch gut und nötig, denn ich wurde schnell sehr viel besser.

Es wuchs also alles organisch an. Meine Eltern sagten nie: «Du musst noch üben?», sondern mehr: «Willst du nicht noch üben?» Und so bin ich reingerutscht.

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Das Instrument gab mir die Möglichkeit, mit sehr vielen lustigen und inspirierenden Menschen zusammenzuspielen, ich spielte in vielen Orchestern, es entstanden Freundschaften, die zum Teil bis heute halten. All das hat mich angespornt. Ohne die Orchestererfahrungen, ohne dieses kollektive Erlebnis wäre es nie so intensiv gewesen. Diese Wunschvorstellung, he, du bist Instrumentalist.

Was wir gespielt haben? Beispielsweise mega opulente, monumentale Werke wie Dvořáks «9. Sinfonie». Das blastet dir einfach die Ohren weg, wenn du das Stück zum ersten Mal spielst. Diese «Aus der neuen Welt»-Sinfonie war dann wohl auch das Orchesterwerk, das ich am meisten gespielt habe. Und es war für mich als Jugendlicher auch sehr eindrücklich, wenn 60 Leute das aus allen Rohren spielen. Ich hatte auch das Glück, sehr viele andere Musik zu spielen, Werke von Alban Berg, Stravinski, Schostakowitsch, Ravel, Debussy, die mich dann auch noch anders geprägt haben und die für meine Entwicklung vielleicht wichtiger gewesen sind als jetzt Dvořák.

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Es gab wohl schon eine Phase, in der ich ein unangenehmer Bub gewesen bin und mich überintellektuell aufgeführt habe von wegen: ich höre jetzt nur noch klassische Musik. Aber zum Glück hatte ich sehr viele gute Leute um mich herum, die mich dann auch an andere Orte mitgenommen haben. Mit 15 kam ich in den One Of A Million-Kuchen rein, lernte weitere Leute kennen, und dann auch komplett andere Musik. Wobei Sufjan Stevens auch sehr orchestral ist, aber natürlich immer noch totaler Folk ist.

Klassische Musik ist ja irgendwie auch ein Outsider-Projekt, aber spätestens im Studium habe ich es nicht verstanden, wie ignorant gewisse Menschen mit der populären Musik umgehen und auch mit aller anderen Musik, die nicht so virtuos ist. Schlussendlich gehts doch darum, ob dich die Musik berührt oder nicht.

Ich wohnte eine Zeitlang beispielsweise auch mit Donat von One Sentence. Supervisor zusammen. Als ich täglich gesehen habe, wie er arbeitet und seine Songs komponiert, habe ich gecheckt, dass wir im Musikstudium fast in einer Parallelgesellschaft leben. Wir haben dort den Drill, und mir wurde auch klar, dass all meine Mitstudierenden auf einem anderen Level als ich sind. Und dass sie das, was ich im Orchester als Jugendlicher machen durfte, vielleicht auch beruflich erreichen können. Und ich wäre einfach Klarinettenlehrer geworden.

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Ins Team von One Of A Million bin ich reingerutscht. Ich half mit, mit 19 übernahm ich einen Teil der Produktionsleitung und später auch im Programm. Das lief alles parallel zum Studium, und das war auch ein Grund, weshalb es mit der klassischen Laufbahn je länger, je schwieriger geworden ist. Denn ich habe auch hier gemerkt: es gibt eine andere Realität im Musikmachen, im Musik veranstalten auch, die nicht einfach Hochkultur ist. Es war dann auch klar, dass ich im Bereich des Veranstaltens etwas suche – und das mal probieren möchte. Mittlerweile sind es ein paar Jahre geworden und ich habe viel gelernt, das ich wohl gerne auch im klassischen Bereich gelernt hätte.

Ich hätte beispielsweise sehr gerne eine Person wie Hans Koch früher kennengelernt. Er ist einer, der erzählt, wie man Musik auch spüren und spielen kann und einem zeigt, dass es auch andere Qualitäten gibt als Perfektion.

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Alles, was ich gemacht habt, ist mit Corona gleichermassen abgeserbelt – das Palace in St. Gallen, die Arbeit bei Glad We Met, das One Of A Million. Ich meinte ja zuerst, das sei einfach eine Pause, die mir auch gutgetan hat. Aber je länger das andauerte, desto fordernder wurde es, auch psychisch. Denn dieses gemeinsame Erlebnis ist einfach weggefallen. Und damit das Schöne, das Kreative, das du als Veranstalter:in machst.

In meiner Vorstellung, bist du ja nicht einfach nur eine Person, die einen Raum verleiht, man probiert doch, gemeinsam etwas zu erarbeiten, es ist eine herzlichste Einladung an dich, die Gäst:in, dass du jetzt da bist. Das ist essentiell. Weil ohne das ist es einfach nur Konsum. Und Musik ist für mich das Gegenteil von Konsum, das ist für mich mega persönlich.

Ich habe während dieser Zeit Trigger entwickelt, und es störten mich so viele Sachen an der Musikwirtschaft, wie sie heute erscheint. Ich fand es zum Beispiel zynisch, dass man in Zeiten, in denen niemand ein Billet gekauft hat und man sowieso nicht wusste, ob diese Veranstaltung überhaupt stattfindet, jeden Montag die Vorverkaufszahlen schicken musste.

Nach und nach merkte ich, dass ich nur noch reagieren konnte – und mir fehlten nach und nach die kreativen Lösungsansätze, die ich sehr lange immer gefunden habe, auch in Stresssituationen.

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Die Idee zur Pamplona Grup ist auf einer Orchesterreise entstanden, ich lernte dort Bendo kennen, wir tauschten iPods während diesen Carfahrten aus, und merkten, dass wir die gleiche Freude an Musik haben. Mit den Brass Bands, den Orchestern vom Balkan, den Klezmerorchestern. Wir haben uns gesagt: «lass uns das probieren», und wir fragten Freunde an. Wir wussten nicht, wo das hinführt, es war dann eigentlich ein Zufall, dass es acht Leute wurden.

Wir haben uns eine Zeitlang auch sehr wenig überlegt, und das war auch super so. Wir arrangierten einfach so, wie unsere Besetzung eben war. Ich lernte so viel: das Zuhören, das Spielen. Und klar, es war zu Beginn sehr virtuos, und je länger wir zusammenspielten, desto eigener wurde es auch. Aber es ging gar nicht um das. Sondern der Hauptteil von uns war, zusammen Musik zu machen.

Kurz vor der Pandemie haben wir entschieden, dass wir an neuer Musik arbeiten wollen. Es war dann ein langer, streckenweise auch sehr anstrengender Prozess gewesen, wohl für uns alle. Weil du willst bei einem Album auch alles richtig machen. Wir diskutierten sehr viel, wir nahmen uns sehr viel Zeit zum gemeinsam Komponieren und Arrangieren, was wir bis dahin gar nie wirklich gemacht haben. Während diesem Prozess sind die Wechselbässe und Off-Beats nach und nach verschwunden. Und hier muss jeder eigentlich für sich sprechen, aber für mich war es so: Wir haben eine sehr extrovertierte Musik gespielt, aber mir liegt das eigentlich gar nicht, oder nicht mehr. Die Musik, die wir jetzt spielen und die auf «Teppich» zu hören ist, ist nun näher bei mir. Auch deshalb hat mir dieser Prozess sehr gepasst, der sich zwar in die Länge gezogen hat – auch wegen der Pandemie. Wir hatten dadurch noch viel mehr Zeit, konnten uns aber auch nicht sehen.

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Meine Musik als möf begann während der Pandemie aus Langeweile, es war auch eine Art Meditation. Und es ging dann auch um den Kampf gegen all das, was während dem Studium nicht gut gelaufen ist. Ich habe beim Spielen gemerkt: hey, das ist wirklich mein Instrument, und ich spiele die Klarinette nicht nur, um ein Teil dieser Band zu sein. Und ich habe so viel Freude und Energie durch das Ausprobieren und dem Suchen nach neuen Spielarten erhalten.

Es ist ja nicht mega abgefahren, was ich momentan mache, ich habe mir einfach ein paar Gitarreneffektgeräte gekauft, experimentierte mit diesen herum. Und ich lernte intensiver, wie ich mit Musikaufnahmesoftwares und anderen Aufnahmetechniken arbeiten kann. All das schenkt mir eine Erweiterung des Instruments.

Dieses Instrument tönt nun manchmal so anders. Und es gibt Chaos und führt mich zu Sachen, die ich technisch nicht perfekt beherrsche. Wenn ich Klarinette spiele, ist das eigentlich wie Velofahren. Es geht halt immer irgendwie. Und jetzt, mit diesen Erweiterungen, die mir geschenkt wurden, ist es ein Töffli geworden.

Ich hatte während der Pandemie auch sehr unterschiedliche Phasen, Musik zu hören. Eine Zeitlang war es nur hässige Musik, danach nur noch Ambient. Deshalb ist das nun auch ein Teil meiner Klangsprache.

Lustigerweise ist dann auch wieder viel passiert, ich konnte nach Montreux zu Shabaka Hutchings, und all diesen Leuten, die lustigerweise auch nicht sehr viel Gutes über die Welt der klassischen Musik zu sagen haben. Ich konnte meine Musik am B-Sides zum ersten Mal öffentlich spielen, spielte auch an den Musikfestwochen in Winterthur. Diese Konzerte waren so wichtig, dass sie stattgefunden haben, dass mir dieses Vertrauen geschenkt wurde. Denn es ist eine Musik, die gehört werden muss, auch wenn ich sie ansonsten gar nicht gross zeigen will. So entwickelt sie sich weiter.

Musik zu machen ist doch einfach eine Problemstellung, die man sich selber macht. Und um diese Aufzulösen, braucht es auch eine Anspannung.

 

Was ich mag

 

möf spielt am 22.10. am splatz.space-Fest #2 um 20h im Place Victor im Progr, Bern. Alle Infos zum Fest gibts hier.

Die Musik der Pamplona Grup gibts hier und das nächste One Of A Million im Februar 2023.

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