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«Slow and alive»

Géraldine Chollet

Nach einer Stunde Unterricht fühle ich mich wirklich gut. Ich muss sagen, diese Gaga-Sessions wecken so vieles in mir. Ich bin erfrischt und voller Energie, auch müde, aber nicht im Sinne von «keine Energie mehr haben», sondern tiefenentspannt. Ich fühle eine sehr tiefe Stille.

Normalerweise unterrichte ich drei Mal pro Woche. Für die Unterrichtsstunden gebe ich mir einen Rahmen, der es mir erlaubt, zu improvisieren. Dabei wähle ich wöchentlich ein neues Thema, welches ich über Bewegungen und Kombinationen verschieder Übungen erforsche. Wie der Unterricht sich schlussendlich gestaltet, hängt jedoch immer von den anwesenden Personen und der Musik ab. Diese Woche drehte sich alles um «Collapsing» und wie wir dieses Zusammenbrechen in allem finden können. Wie kann der Körper loslassen und zusammenfallen, ohne von der Schwerkraft geformt zu werden?

Alle zwei oder drei Monate findet eine Sitzung mit Ohad Naharin und dem Gaga-Team statt. Darin teilt er uns mit, woran er zurzeit arbeitet. Manchmal gibt er neue Definitionen von Anleitungen oder Übungen vor. Als Gaga-Lehrer:innen müssen wir bestimmten Umsetzungen und Anleitungen folgen. Es gibt Übungen, bei denen das Körperfleisch, dessen Beschaffenheit und die Art und Weise, wie wir die Muskulatur aktivieren, eine Rolle spielt. Auch das Loslassen, der Fokus auf das Herz sowie Dehnübungen gehören immer dazu. In der Art und Weise jedoch, wie wir die Übungen integrieren und den Unterricht gestalten, sind wir frei.

Ein Bild, das ich von Ohads Unterricht behalten habe, ist beispielsweise «das Schütteln». Hierfür stellt man sich fallende Federn vor und schüttelt den ganzen Körper, bis nichts mehr an der Haut kleben bleibt. Ich mag dieses Bild sehr, da es ein Gefühl von Zartheit vermittelt, das man gleichzeitig abschütteln möchte. «Der Bodybuilder» ist ein anderes gutes Beispiel. Mit dieser Figur spiele ich auf meine eigene Weise. Ich pushe die Leute ein wenig, bis es wirklich albern wird und sie über sich selbst lachen müssen. Im Lachen und damit auch im Loslassen steckt viel Freiheit. Es ist dieses Gefühl, spielerisch zu sein und eine gewisse Verrücktheit zu haben, das die Menschen öffnet.

...

In letzter Zeit beschäftigt mich auch das Gefühl von Introvertiertheit und gleichzeitiger Verbundenheit mit dem, was um uns herum passiert. Auch weil ich selber viel nachgedacht habe und lange sehr introvertiert war. Wenn ich jetzt hier mit euch spreche, fällt es mir nicht leicht, die Augen offen zu halten, weil ich nachdenke. Ich bin immer so.

Diese Beziehung zwischen Innen und Aussen finde ich faszinierend. In meinen Kursen kann ich beobachten, dass sich die Menschen plötzlich öffnen und wahrnehmen, dass sie nicht allein im Raum sind und um sie herum Bewegungen und Abläufe entstehen, die sie nachahmen und ausprobieren können. Das finde ich cool.

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Die Kurse werden von sehr unterschiedlichen Menschen besucht. Daraus ergibt sich automatisch so etwas wie eine gegenseitige Inspiration. Professionelle Tänzer:innen inspirieren Laien mit ihrer Fähigkeit, sich einfach in Bewegung zu setzen. Gleichzeitig können die erlernten Techniken die Tänzer:innen auch einengen und es fällt ihnen schwer, sich von Mustern zu lösen. Ich sage «sie», aber eigentlich könnte ich auch «wir» sagen und mich selbst mit einbeziehen. Diesbezüglich ist es grossartig, nicht professionelle Tänzer:innen zu betrachten, weil sie eben keiner Logik folgen, die sie durch hartes Training erlernt haben. Menschen zu beobachten, die sich am Tanzen einfach nur erfreuen, kann sehr befreiend sein. Es kann die professionellen Tänzer:innen zurück zur Freude an der Bewegung und weg von der Suche nach Virtuosität bringen.

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Als ich vor 20 Jahren mit Freund:innen angefangen habe, in Lausanne Gaga zu unterrichten, waren wir fünf Personen. Es gab niemanden sonst in der Schweiz, der das machte. Es war also wirklich, nun ja, eine obskure Praxis. Das war interessant, weil es eigentlich ein Selbstläufer war. Die Bewegungssprache – die Art, wie sie aufgebaut ist und wie sie funktioniert – hat den Leuten wirklich etwas gebracht. Sie brachten ihre Freund:innen mit, die wiederum ihre Freund:innen mitbrachten. So ist die Community gewachsen. Damals gab es noch keinen Ruhm um Ohad und Gaga.

Seither kann ich mir nicht mehr vorstellen damit aufzuhören. Die neuen Möglichkeiten, die mir dadurch immer wieder eröffnet werden, und wie gut sich das in meinem Körper anfühlt, erstaunen mich immer wieder aufs Neue. Ich verstehe, dass die Leute Freude an diesem lebendigen Gefühl haben. Sie fühlen sich plötzlich wieder verbunden mit ihrem Körperfleisch, ihren Knochen, mit dem Selbst. Und es verbindet sie mit ihrer Verspieltheit, Leichtigkeit und Kreativität.

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Etwas, was mich bei Gaga wirklich fasziniert und berührt: sich Zeit für eine Bewegung zu nehmen. Es ist möglich ruhig zu bleiben und sich gleichzeitig schnell und explosiv zu bewegen. Ich glaube, das hängt auch mit diesem Gefühl des Loslassens zusammen.

Diese Ruhe ist für mich ein Ort der Sicherheit. Ich habe Zeit, über alles nachzudenken, was in diesem Moment auftaucht. Wenn man diese ruhige Qualität, diesen ruhigen Kern hat, kann man sich schnell bewegen. Und während man sich schnell bewegt, kann man immer noch die Haut oder die Energie, die durch den Körper fliesst spüren. Wenn man gestresst ist, wird es monoton, und alles ist angespannt. Und eigentlich ist es anstrengender, man verbraucht viel zu viel Energie.

Das finde ich auch politisch interessant, die Ruhe, die uns Raum zum Spüren gibt. Normalerweise denken wir bei Langsamkeit an Passivität, dabei hat es mit Sinnlichkeit zu tun. Mit dem Geniessen des Körpers, mit der Freude, hier zu sein. Es hat wirklich etwas mit der Kraft des Lebens zu tun, mit der Libido und so.

Wir leben in einer schnellen Zeit. Alles ist hektisch und wir sind gehetzt. Aber dann spürt man nichts mehr. Es trennt uns von unserer Menschlichkeit und von der Tatsache, dass wir existierende Wesen unter vielen anderen existierenden Wesen sind – wie Steine, Blumen oder Tiere. In dieser Eile verlieren wir nicht nur unsere Beweglichkeit und unsere Wahrnehmungsfähigkeit, sondern auch unsere Fähigkeit zu Mitgefühl und Empathie.

Das Langsame wirklich zuzulassen, die Sachen wirklich durch einen hindurchgehenzulassen, das finde ich sehr sexy. Es bringt uns Menschen zusammen und verbindet uns mit der Freude am Leben und am Fühlen. Man fühlt sich so voll und so lebendig, und man spürt, dass man jederzeit alles tun kann. Dieser Mut zur Langsamkeit ist wirklich wild – slow and alive!

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Ich habe nach meiner Tanzausbildung in London nie wirklich mit Tanzen begonnen. Eigentlich habe ich damit aufgehört, bevor ich als professionelle Tänzerin überhaupt angefangen habe. Vielleicht hatte ich in meinen Zwanzigern mal einen Vertrag, aber richtig funktioniert hatte es mit dem Tanzen nicht. Glücklicherweise gab es an der Schule israelische Tänzer:innen, die mir Videos von Bathseva, der Kompanie von Ohad, gezeigt haben. So bin ich nach Tel Aviv gefahren, um mir ein Stück anzusehen, welches mich sehr bewegt hat. Als ich mit Gaga angefangen hatte, war ich dann bereits 30 Jahre alt. Von da an fing ich wieder mit Vortanzen an – es war der eigentliche Beginn meiner Karriere als Tänzerin.

Gaga hat meinen Tanz komplett verändert. Als ich zu Ohad ging, war ich nicht in Form. Ich hatte seit langem nicht mehr trainiert und in der Zwischenzeit ein Kind bekommen. Gaga hat mir ermöglicht, mich und meinen Körper so zu akzeptieren, wie er ist. Ich muss ihn nicht zu etwas anderem zwingen, sondern kann ihn einfach gedeihen lassen. Da war keine Angst mehr, nicht richtig zu sein.

Das hat vermutlich etwas mit dem Urteilen zu tun. Ich wurde in gewisser Weise entlarvt, denn vorher war ich in einer Tanzrichtung unterwegs, in der es sehr stark um Form und Theorie ging. Im englischen Tanz geht es nicht so sehr um das Fleisch, die Leidenschaft, den Schweiss und all das. Nun ging es plötzlich um einen sehr organischen, lebensnahen Tanz. Für mich machte dieses sehr Körperliche, sehr Fleischliche Sinn.

Gaga gab mir auch eine besondere Körperlichkeit, die hier nicht sehr verbreitet war, weil die Leute hier eher in Frankreich oder England ausgebildet wurden. Plötzlich war da etwas an der Art, wie ich mich bewegte, das ein bisschen anders war.

Als ich anfing zu unterrichten, ging es darum, Geld zu verdienen. Aber dahinter steckte immer die Hoffnung, mehr damit machen zu können. Gleichzeitig war es für mich definitiv auch eine Möglichkeit, wieder in Form zu kommen und zum Tanzen zurückzukehren.

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Mit der Arbeit als Choreografin habe ich erst vor kurzem angefangen. Das erste Stück hiess «Itmar», es war kein Karriereplan und ist eher zufällig aus Studien entstanden. Plötzlich hat man einen Drang und sagt: Okay, ich mache ein Solostück, weil ich das Gefühl habe, dass ich es machen will. Das nächste Stück habe ich 2020 komponiert, also sechs Jahre später, als ich 45 war. Und seither geht es immer weiter. Ich habe die Entscheidung getroffen, dies weiter zu vertiefen, weil es mir Spass macht. Aber ich trete immer noch für andere auf, das geniesse ich ebenfalls sehr.

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Mein neues Stück heisst «La Tendresse du Ventre de la Baleine». Die Besetzung wird acht Tänzer:innen, einen DJ und einen Gitarristen umfassen und die Idee ist, dass sich die Tänzer:innen um das Publikum herum bewegen während sich das Publikum in der Mitte befindet. Dabei interessiert mich die Vorstellung der ständigen Bewegung, des Marschierens, des Umringt-Seins – das kann manchmal auch etwas Bedrohliches haben.

Das Stück hat durch das gemeinsame Bewegen mit Gemeinschaft zu tun. Ein Thema, das ich mag und mich sehr berührt. Bereits in vorherigen Stücken ging es um die Beziehung zwischen dem Puls, dem Beat und der Gruppe. Und wie man mit der Gruppenbewegung einen hypnotischen Zustand erzeugen kann. Daran werden wir weiterarbeiten.

Dahinter steckt auch die Auseinandersetzung damit, wie man ein Individuum sein kann, ohne sich der Gesellschaft völlig anzupassen. Wir neigen als Mensch dazu, uns einer Gemeinschaft so anzupassen, damit wir in Verbindung bleiben. Um also eine Gemeinschaft zu schaffen, bringen wir einen Teil von uns selbst zum Schweigen. Es ist eine Art Kampf zwischen Authentizität und Verbundenheit.

Meine Frage lautet also: Wenn wir den Menschen erlauben, sie selbst zu sein und sich mit ihrem Potenzial und dem, was sie in sich tragen, wirklich zu entfalten, wie kann daraus eine kreative Kraft und eine Lebenskraft für die Gemeinschaft entstehen? Wenn sich die Menschen zu sehr anpassen, töten sie in gewisser Weise ihre Seelen und ihren inneren Lebensdrang und dies tötet eigentlich auch die Gemeinschaft.

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Wir werden ein gemeinsames Chorstück aufführen, eine Art gemeinsamer Tanz. Alle, die ich zur Mitarbeit am Stück eingeladen habe, sind Menschen, deren Lebensweg ich kenne. Ich habe miterlebt, wie sie an einem bestimmten Punkt wirklich eine Entscheidung treffen mussten, um zu akzeptieren, wer sie sind. Und gleichzeitig haben sie Wege gefunden, in Verbindung zu bleiben.

Ich bereite mich sehr gewissenhaft auf die Probezeit vor, denn sie ist für mich eine Herausforderung. Es ist eine grosse Gruppe, und mir ist das Thema sehr wichtig. Ich verbringe im Vorfeld also viel Zeit damit, allein nachzudenken.

Als Choreografin kann ich den Tänzer:innen wirklich zuschauen. Ich kann sie unterstützen und füttern, damit sie sich sicher fühlen und aufblühen können. In gewisser Weise halte ich also den Raum. Das ist es, was ich für sie tue.

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Bereits im vorherigen Stück ging es ums Gehen und diesen transzendenten Zustand, in den man damit gelangen kann. Die Idee dahinter war, dass du tanzt, weil ich gehe, und ich gehe, weil du tanzt. In dem die Zuschauer:innen um die Tänzer:innen herumgehen, produzieren sie Energie, die das Stück in gewisser Weise nährt.

In den ersten zehn Minuten mussten sich die Zuschauer:innen wirklich mit sich selbst auseinandersetzen. Sie waren informiert, dass sie gehen müssen, das wurde vorab angekündigt, sogar im Titel stand es. Sie wissen es also. Aber es ist wie mit allem, man weiss nicht wirklich, was es bedeutet, bis man es selber macht. Und nachdem man ein oder zwei Runden gedreht hat, denkt man sich: «Scheisse, das wird noch eine Weile so weitergehen.» Und in dem Moment ist die Welt klein. Die Leute müssen wirklich loslassen und sich der Sache ergeben. Wenn sie sich hingeben – und das tun sie meistens – fällt diese sehr enge und kleine Welt plötzlich auseinander und es geschieht etwas sehr Kraftvolles mit jedem einzelnen von ihnen. Sie gelangen in einen Zustand, in dem Sie nicht mehr wissen, ob sie die Tänzer:innen sind oder nicht – plötzlich sind sie Teil von ihnen.

Mich interessiert das Gehen im Kreis in den alten Klöstern und anderen Traditionen. Dabei ist es wichtig, dass der Weg vorgegeben ist, so dass man nicht über den Weg nachdenken muss und einfach in den Rhythmus findet. So kann sich der Geist plötzlich wirklich öffnen. Einige Besucher:innen haben erzählt, dass vor ihren Augen Menschen aus ihrer Familie aufgetaucht sind, sie wurden in eigene Geschichten und in eine Art Reinigungsprozess verwickelt. Die meisten waren danach sehr erfüllt, aber am Anfang kostet es etwas.

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In meinem Tanz und in meiner Choreografie geht es mir darum, sich Zeit zu nehmen, und um Einfachheit. Es geht mir um das Gefühl, dass eine sehr einfache Bewegung – wie wir sie beim Gehen und ähnlichem machen – so vielschichtig sein kann. Diese simplen Bewegungen verbinden uns Menschen tatsächlich. Und sie können uns mit diesem Gefühl der Zeitfülle, der Unendlichkeit, verbinden. Wir spüren plötzlich, dass wir sehr klein sind in einem sehr grossen Universum, und dass es etwas vor uns gab und etwas nach uns geben wird.

Dabei geht für die Tänzer:innen auch darum, transparent zu werden und den Raum nicht mit zu vielen Informationen zu füllen. Die Informationen sind in gewisser Weise mehr als Geheimnis im eigenen Körper zu finden. Was man von Aussen sieht, ist sehr einfach. Aber man spürt als Zuschauer:in, dass im Inneren der Tänzer:innen viel passiert, und dass viele Dinge durch sie hindurchgehen.

...

Und jetzt werden wir es andersherum machen. Eigentlich ist es interessant, das kommende Stück ist in gewisser Weise das Gegenstück zum vorherigen. Die Leute sitzen auf dem Boden und die Tänzer:innen bewegen sich um sie herum. Ein Kreis hat 360 Grad, es gibt also eine Menge Dinge, die man nicht sehen wird. Als Zuschauer:in muss man das akzeptieren. Ich habe bemerkt, dass den Menschen, die alles sehen wollen, nach einer Weile der Nacken weh tut. Also muss man auch hier loslassen und akzeptieren, dass die Dinge einem entgegenkommen. Manchmal hört man auch, dass etwas hinter einem passiert, und später sieht man es, weil es sich wiederholt.

Aber ich finde das wirklich interessant, weil es viele Fragen auf eine sehr einfache Art und Weise stellt. Zum Beispiel: Akzeptierst du diese Angst, etwas zu verpassen, und vertraust du darauf, dass das, was für dich bestimmt ist, dir begegnen wird?

Auch für die Tänzer:innen ist es eine existenzielle Erfahrung, weil dieses Stück von ihnen tiefe Hingabe von Herz und Körper verlangt. Sie und ich, wir müssen uns jedes Mal daran erinnern, worum es geht: um völlig verfügbar und in gewisser Weise auch transparent zu werden. Der Tanz, die Aufführung dreht sich also nicht um die Tänzer:innen selbst, sie sind in gewisser Weise nur die Vermittler:innen.

Um die Tänzer:innen herum ist sehr viel Energie vorhanden, das Publikum ist so nah, dass sie alles spüren können. Und ich möchte, dass sie alles fühlen. Wir müssen also auch daran arbeiten, uns zu erlauben, zu fühlen. Natürlich werden wir die coolen Dinge fühlen, aber auch die unangenehmen. Zuzulassen, dass es einfach durch einen hindurchgeht und dass man dabei niemanden retten will. Die Leute kommen und gehen und man tut einfach, was man tun muss.

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Ich habe das Gefühl, dass ich mir einer Situation ganz und gar bewusst sein muss, damit ich der Gruppe helfen kann, an diesen Ort zu gelangen. Deshalb hatte ich das kommende Stück um ein Jahr verschoben. Ich hatte das Gefühl, noch nicht reif genug dafür zu sein. Zudem wollte ich auch über meine eigene Rolle nachdenken: Was bedeutet es, ein Projekt zu leiten? Und wie will ich ein Projekt leiten? Wie akzeptiere ich die Einsamkeit meiner Position? Und wie finde ich Unterstützung für mich selbst, damit ich nicht zu schwer werde? Wo liegen meine Ängste? Was erhoffe ich mir?

Meine Arbeit ist immer auch mit meinem Leben verbunden. Und die Tänzer:innen wissen, dass etwas mit ihnen geschieht. Ich muss also in der Lage sein, sie halten zu können, denn es bringt sie in einen sehr verletzlichen Zustand. Sie müssen mir vollumfänglich vertrauen können.

...

Hier kommt wieder der Bezug zu Gaga: Holding space. Ich denke, es ist wichtig, den Raum zu halten. Ich beobachte, wie sehr die Menschen das brauchen, aber ich fühle es auch selber. Wir spüren wie gut das tut, wenn wir uns an jemanden anlehnen können, jemand uns in den Arm nimmt, jemand einfach da ist, wenn man sagt: «wow, es ist nicht immer einfach, ich bin müde». Wenn uns so jemand den Raum hält, dann fühlen wir uns sicher und wir können vertrauen. Aus diesem Umstand heraus kann wiederum Verspieltheit und Lust am Ausprobieren entstehen, das finde ich sehr schön.

Die Crux ist diese: Wenn ich mir selbst keinen Raum gebe, kann ich auch nicht für andere da sein. Wenn ich möchte, dass meine Tänzer:innen in der Lage sind, Raum für das Publikum zu schaffen, dann muss ich ihnen den Raum halten. Aber weil ich kein Übermensch bin, brauche auch ich jemanden, der für mich den Raum hält. Also stelle ich jemanden ein und sage: Deine Aufgabe ist es, für mich Raum zu halten. So kann ich kommen und mich bei dieser Person ausweinen, wenn ich nicht mehr weiss, was ich tue. Das habe ich natürlich erst mit der Zeit realisiert, denn anfangs dachte ich, ich schaffe das schon allein. Dabei habe ich manchmal einen hohen Preis bezahlt. Ich habe nun eine sehr gute Freundin von mir eingestellt. Ich weiss, dass sie damit umgehen kann. Das bewährt sich sehr.

Ich habe diese Eigenschaft, diese Lust den Raum zu halten. Diese eher passive oder rezeptive Energie hat etwas Schönes, auch wenn sie nicht immer so willkommen oder sexy ist. Ich habe das Gefühl, dass jetzt viele von uns fühlen, dass diese Weichheit und Passivität notwendig ist. Ich versuche dann nicht Antworten zu geben, sondern ich bin einfach da. Ich habe keine Antwort. Auch wenn alles grad sehr beschissen ist – keine Antwort, aber ich kann da sein. Und das ist cool. Ich mag das.

 

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