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«Es geht immer um das Zusammenspiel»

Giovanni Sammarco

Ich weiss gar nicht mehr, wie das alles begonnen hat, es ist einfach passiert. Mit Duft experimentiere ich jetzt schon seit 15 Jahren. Ganz professionell – als Parfumeur mit Firma in der Schweiz und allem – arbeite ich erst seit 2013, also doch auch schon fast 12 Jahre. 
Zur gleichen Zeit war ich auch daran, meine Doktorarbeit in Rechtswissenschaft fertigzustellen. Über das Diplom freue ich mich jetzt noch, es hängt schön gerahmt an der Wand.

Wenn ich erzählen wollte, wie ich angefangen habe, dann müsste ich etwas erfinden – ich habe leider keine romantische Geschichte dazu oder einen expliziten Schlüsselmoment. Ich war früher eigentlich nie an Parfüms interessiert, auch meine Mutter trug nie Düfte, jetzt vielleicht mal einen von meinen Kreationen, aber ich hatte keinen spezifischen Einfluss von Zuhause her. Aber dann habe ich doch irgendwie ein Interesse an der Parfümerie entwickelt. Und ich habe begonnen, zu lernen und die Technik von anderen, die ich kannte und die schon im Bereich der Parfümerie arbeiteten, abzuschauen.

...

Mir war es schon immer wichtig, mit guten Ölen und guten Rohmaterialien zu arbeiten – das war zu Beginn schwierig, ich hatte ja noch keine Kontakte. Also musste ich telefonieren, nachfragen und verhandeln. So konnte ich ab einer Mindestmenge bestellen und habe so immer mehr Kontakte geknüpft und Menschen kennengelernt.

Die Firma für meine Parfüms gründete ich in der Schweiz. Ich wollte schon immer in der Schweiz leben. Besonders die Ostschweiz hat es mir angetan, ich weiss gar nicht so genau, wieso, aber vielleicht ist sie «schweizerischer». Ich bin wirklich kein Freund von grossen Städten – und Herisau, wo ich zuerst wohnte, und auch St. Gallen schienen mir irgendwie ländlicher im Vergleich zu Zürich. In St. Gallen, wo ich jetzt wohne, habe ich auch mein Labor. Dort mache ich alles selbst, ich kaufe die Destillate oder die Rohmaterialien und erstelle die Formel und fülle auch selbst ab. Die regulatorischen Zertifikate kann ich mir natürlich nicht selbst aushändigen – für das muss ich die Düfte verschicken.

...

Der Prozess, der zu meinem neusten Parfüm «Thaumas» führte, erstreckte sich über etwa sechs Jahre. Ich habe das Parfüm erstmals während der Pandemie fertiggestellt, aber es war einfach der falsche Zeitpunkt, um es zu veröffentlichen. Also habe ich noch gewartet und dafür an einer neuen Verpackung gearbeitet.

Ich wollte schon immer ein Parfüm machen, bei dem sich alles um die Iris oder Orris dreht, die Blume sollte das Zentrum des Parfüms sein. So begann ich auf dieser Basis zu experimentieren und es entwickelte sich eine pudrige Iris mit einer fruchtigen Feigenblattnote und Sandelholz. Nach dem Zertifikat und der Analyse und dem ganzen Prozess fand ich einen Namen, dafür brauche ich immer am längsten. Ich entschied mich für den Gott Thaumas aus der griechischen Mythologie, der zugleich ein Gott des Meeres und auch übersetzt «Wunder» heisst. Aber das Wichtigste ist, dass seine Tochter die Göttin Iris ist.

Beim Namen ist es mir immer wichtig, dass er nichts verrät, besonders nicht, wonach das Parfüm riecht. Deshalb habe ich auch hier den Duft der Iris im Namenskonzept versteckt.

...

Ich starte aber nicht immer mit einer zentrierten Duftnote oder einem Rohmaterial; bei «Naias» habe ich mit einem Gefühl gearbeitet. Es war eine Idee, die ich abends in einem Zürcher Café hatte, ich befand mich in einer tiefen Diskussion mit einer Person, die viel über griechische Mythologie wusste. Es ging mir darum, diesen Moment einzufangen, dieses Gefühl der Situation – und dies mit dem Konzept der griechischen Wassernymphe zu kombinieren. Da ging ich also von einer Stimmung aus, die in dieser Situation in diesem Gespräch an diesem Ort entstanden ist.

Auch der Prozess bei einem anderen Parfüm – «Bond-T» – war interessant. Ich war zu Besuch in einer Schokoladenfabrik und da wollte ich die Lokalität und den Duft der Fabrik in ein Parfüm aufnehmen, aber eben nicht den Duft der Schokolade, sondern den Duft der Schokoladenfabrik.

Bei anderen Düften habe ich versucht, ein Porträt einer Person zu übersetzen. Es ist nie wichtig zu wissen, wer diese Person ist, es geht um das Bild, das ich von dieser Person habe. Ich übersetze also einen Charakter und ein Konzept einer Person in Rohstoffe. Diese Rohstoffe haben jeweils eine eigene Bedeutung, keine weite, generelle Bedeutung, sondern eine persönliche Bedeutung für mich, die ich mit diesen ausdrücken kann, vielleicht eine Assoziation oder eine Symbolik.

Der Prozess ist also immer anders. Manchmal gehe ich von einem Konzept oder einem Bild aus, manchmal ist es ein Spiel zwischen Rohstoffen. Es gibt natürlich Parallelen in den Herangehensweisen, aber ich habe keine fixierte Art, wie ich mich der Kreation eines Parfüms nähere.

...

Mit diesen Rohstoffen zu arbeiten ist für mich immer sehr interessant. In «Bond-T», dem Schokoladenfabrikduft beispielsweise, sagen viele, dass sie Tabak riechen. Doch darin gibt es eigentlich keinen Tabak, aber es sind Rohstoffe enthalten, die man traditionell dafür braucht, Tabaknoten zu erzeugen – der Duft bewirkt also eine Illusion von Tabak.

Ich habe viele Lieblingsstoffe. Einer davon ist echtes, hochqualitatives Sandelholz, aber das ist so schwierig zu finden. Sandelholz trägt eine grosse Symbolik mit sich – es ist in vielen Kulturen ein heiliges Holz. Aber auch die Emotionen, die sich daraus entwickeln können, sind spannend: es ist ein ruhiger Rohstoff, aber gibt den Parfüms ein grosses Gefühl des Luxus. Es lässt die Parfüms teurer und luxuriöser erscheinen. Ich benutze Sandelholz, so oft wie ich nur kann.

Auch verschiedene Blüten mag ich sehr, beispielsweise Jasmin oder Osmanthus, eine hochinteressante Note – es ist ein sehr fruchtiger, pfirsich-aprikosenartiger Duft, der aber aus einer Blume entspringt.

Kümmel, Fenchelsamen und Anis mag ich alles nicht so, weder im Essen noch als Rohstoff für Parfüms.

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Ich arbeite aber nicht nur mit Naturalien – ich benutze zwar gerne Naturrohstoffe –, aber auch synthetische Stoffe sind sehr interessant. Ich will mir da keine Grenzen setzen, es geht darum, welchen Effekt ich erreichen will. Ich glaube auch, wenn du sagst, dass du nur mit Naturalien oder nur mit Synthetischem arbeitest, haben die Menschen eine Erwartung, wenn sie am Parfüm riechen. Es geht dann nicht mehr nur noch um den Duft, sondern darum, ob es jetzt Natur ist oder nicht. Manchmal kreiere ich einen Duft, der zu Hundertprozent aus Naturalien besteht, aber das sage ich dann natürlich niemandem. Nur ich weiss es.

In Naturalien sind ganz viele Moleküle, also Düfte drin, so werden sie komplexer, reichhaltiger. In synthetischen Rohstoffen ist jeweils nur ein Molekül drin. Ich liebe auch die Geschichten der jeweiligen Naturalien, wie sie extrahiert wurden, die Verfahren, die dahinterstecken. Aber Naturrohstoffe sind nicht immer die richtige Antwort, es gibt synthetisches Material, zum Beispiel eines, das habe ich in einem Parfüm zu ca. 0.0000-Etwas-Prozent verwendet. Wenn ich dieses aber weglassen würde, wäre es ein völlig anderes Parfüm. Welches Molekül das ist, das bleibt leider ein Geheimnis.

Es ist sehr wichtig, gute Rohstoffe zu brauchen – was «gut» in diesem Kontext heisst, steht aber offen zur Diskussion. Aber auch wenn du drei wunderschöne Rohstoffe nimmst, hast du nicht automatisch ein gutes Parfüm. Das ist ein technischer Vorgang: Jeder Rohstoff hat seine Funktion mit Volumen und Diffusion und Flüchtigkeit, es geht also immer um das Zusammenspiel. Nur Düfte, die miteinander harmonieren und dann auch noch in der richtigen Konzentration und der richtigen Balance zueinander stehen, können zusammen ein gutes Parfüm ergeben.

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