«Of course it’s complicated and you hate it», singt Rozi Plain gleich zu Beginn ihres Konzerts am Festival One of a Million in Baden. Dort spielt sie mit ihrer Band in der Abdankungshalle des Friedhofs Liebenfels. Und ja, das klingt kompliziert, aber die Songs der Engländerin scheinen unerhört einfach zu sein, im Sinne von: sehr selbstverständlich, fast schon familiär, sehr präsent auch. Eine gewisse Awkwardness wegen dem ungewöhnlichen Konzertort? Wischt sie mit ihrer ersten herzlichen Ansage gleich weg, wenn sie sagt: «Es ist schön, mit euch allen hier zu sein, lebendig.»
No prätentiöse Show auch ein paar Stunden vor dem Konzert. Einfach hinsetzen im Festivalzentrum unten in der Stadt, und ein paar Sachen zu «Prize» erzählen, ihrem neuen Album, das im Januar erschienen ist. Es ist jenes Album, auf dem auch «Complicated» zu finden ist, jenes scheinbar so einfache Lied, das mit geschickten Twists im Arrangement und Leerstellen im Text so viel Raum lässt für eigene Ideen, für eigene Weltfluchten, eigene Gefühle auch. Freund:innen wie Alabaster DePlume, mit dem sie auch immer wieder auf Tour ist, oder Kate Stables von This Is the Kit (in dieser Band ist Rozi Plain Bassistin) sind auch dabei – denn in ihren Songs ist die Community zum Zufluchtfinden nie weit weg.
Aber jetzt los, denn Rozi Plain ist mit ihrer Band auf Tour, wie gehts?
Rozi: It’s been really really good. Today I feel a bit fried, but it’s good.
Ich und Gerrard und Jamie, die in meiner Band sind, hatten wegen dem Lockdown bereits viel gearbeitet an den aktuellen Songs, bevor wir mit dem Material in ein Studio nach Frankreich reisten. Dort nahmen wir die Basis auf, ehe wir die Songs zuhause nochmals überarbeiteten.
Für mich ist es immer eine Überraschung, wie die Songs herauskommen. Weil ich keinen vorgefertigten Plan habe. Aber die Songs werden zu einer Art Einheit, wenn man sie zu einer bestimmten Zeit schreibt. Sie erzählen dann von diesem Moment, wie du dich damals gefühlt hast, was du durchgemacht hast. Ich lerne viel, in dem ich die Songs mache. Und das ist es, was ich am Album schreiben und aufnehmen mag: du findest raus, wie die Songs werden, indem du sie machst. Und wenn man sie in einer Abfolge hört, die Songs als «body of work» behandelt, ist es sehr schön zu sehen, in welcher Beziehung sie zueinander stehen. Das kann nochmals vieles verändern.
«Complicated» war einer der ersten Songs, den ich für dieses Album geschrieben habe und es ist einer, den viele Menschen herauspicken, das freut mich. Er heisst zwar «Complicated», aber es ist einer, bei dem wir vieles vereinfachen mussten. Wir hatten sehr viele Sounds drin, nahmen vieles wieder raus, weil es in diesem Song mehr Platz brauchte.
Viele meiner Songs versuchen, ein Teil von mir zu verstehen und Gefühle zu einer bestimmten Zeit einzufangen. Beim Schreiben beginne ich normalerweise mit einem Gitarrenriff, und einer Phrase, die ich immer wieder singe. Und von dort baue ich weiter. Ich schreibe sehr oft Dinge in mein Notizbuch, aber vieles fliesst in der Folge gar nicht direkt zurück in den Song. Es geht bei diesen Notizen nicht darum: okay, ich schreibe jetzt einen Song. Sondern es geht eher ums Erinnern an diese Gedanken und diese Gefühle.
Oft baue ich Songs um einen Satz herum, der auf die Bedeutung hinweist. Und von dort kann ich diesen weiterentwickeln.
Meinen Mitmusiker:innen sage ich nicht unbedingt, was sie spielen sollen. Denn sie bringen neue Dinge in deine eigene Musik, neue Fenster, auf die du selber nie gekommen wärst. Ich liebe die Musik dieser Menschen, und es geht darum, ihrer Musikalität Raum zu geben. Es ist eine Ehre, dass sie auf meinem Album spielen.
Dieses Jahr ist bereits sehr busy – die Tour mit den eigenen Songs jetzt und Festivalkonzerte im Sommer, im Herbst dann mit This Is The Kit.
Wenn ich wie jetzt mit meinen eigenen Songs toure, spüre ich, dass ich viel mehr Verantwortung trage. Es braucht mehr meiner Ressourcen. Aber das Touren fühlt sich für mich fast normaler an als wenn ich Zuhause bin – dieses Gefühl kann auch gefährlich sein – denn wir machen das schon seit so vielen Jahren.
Ich mag die Menschen, mit denen ich auf Tour bin, wirklich sehr, das ist wie meine Familie. Und ich liebe es, dieses Abenteuer mit ihnen zu erleben. Natürlich kann das erschöpfend sein, aber jeder Job hat Elemente, die einen ermüden. Auf Tour zu sein ist auch etwas, was sehr konkret ist: Du musst dann zu dieser bestimmten Zeit an diesem bestimmten Ort sein, das ist das, was wir machen. Ansonsten habe ich kaum Routinen in meinem Leben.
Es gibt verschiedene Normalitäten, im Touralltag und dann, wenn ich nicht auf Tour bin. Es ist wichtig, aber auch schwierig, eine gesunde Balance zu finden. Beispielsweise komme ich immer nach Hause und denke mir: «Oh, ich bin bereit, rumzuhängen, und mir gehts gut». Diese Umstellung ist aber riesig, denn man ist in extremen Zuständen, und es ist wichtig, diese Umstellungen ernst zu nehmen, diese auch zuzulassen und seinem Körper zu verzeihen.
Aber jetzt, auf Tour, denke ich immer an die Logistik. It’s frying my head.
«Complicated»
Of course it’s complicated
You hate it
It needed eating so you ate it
You ate it
Now it’s revealing itself…
What is it you’re predicting?
Is there something that you see coming?
Leaving it to how you see
Things are going to be
Do you believe it yourself?…
I understand
But I don’t see
Why wouldn’t you?
Why didn’t you?
I’m alive, you’re alive…
Who gets to know?…
Rozi Plains «Prize» ist via Memphis Industries erschienen. www.roziplain.co.uk
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