Als sie zum letzten Mal auf einer Bühne zu sehen waren, waren sie eine Gitarren-Bass-Schlagzeug-Band (und war da noch jemand an einem Sampler?) Und es wäre sehr gut möglich gewesen, dass Curl an den abgesagten Bad Bonn Kilbis der beiden Vorjahre auch so aufgetreten wären: als Band, die dilettantisch schlurfen kann, die sehr frei, sehr laut spielen kann und die auch einige frustrieren kann, weil es oft auch gar kein Ziel gibt.
Aber Curl, das sind Brother May, Coby Sey und Mica Levi, sind keine normale Band, sondern ein Experimentierfeld der Drei, als Label für ihre Rap-Tracks, für Compilations, für ihre ausschweifende Gitarrenmusik, für ihre Kammermusik, vor allem auch für Freund:innen, kurz, für alles, was sie umtreibt.
Die Bühne in Düdingen: sie ist jedenfalls in diesem Jahr fast leer. Nur ein Pult mit drei CDJs steht da, ein paar Mikrophone auch. Und sie nebeln sich auch ein, so, dass man sie nur schemenhaft erkennen kann, wenn sie ihre Beats und Tweaks spielen, manipulieren, sich reindrehen und sich weiterdrehen. Und es ist zu hören, wie viele Ideen hier drin stecken, Sounds und Spuren vielleicht auch, die Mica Levi und Coby Sey für ihre Produktion von Tirzahs «Colourgrade» aufgenommen haben und die vielleicht dann doch zu harsch ausgefallen sind.
Irgendwann klärt sich der Nebel, Brother May ist nun der MC, als der er am bekanntesten ist, und Curl sind nun die beste und freiste Rap-Crew seit Model Home.
Und ich stolpere durch die Fallen dieser Tracks und durch das Zelt, aber falle nicht (denn oh, der aufgeschobene Hunger, weil keine Zeit zum Anstehen an den Essensständen, oder ist es nur das Stroboskop?). Und alles: endet frenetisch und strahlt heller als alle Sonnen.
Wie Curl nächstes Mal zu sehen sind?
Das Beitragsbild stammt aus unserem Kilbi-Publikums-Zeichnungsstream. Hier sind weitere Zeichnungen vom Samstag, gecursort via Handy und Tablet. Yes to you:
Support splatz.space!
Wer mag, was wir machen: Hier kann gespendet werden. Neu gibt es das splatz.space-Papier-Abo. Und Fanartikel haben wir auch.
Vielen Dank für das.