Tirzah: trip9love…???

Ein Klavier im Geisterhaus, ein harsch-verzerrter Slow-Beat im roten Bereich, Tirzahs meist auch angezerrte Lovesong-Stimme, die überall hinführt: in die Höhen, in die Tiefen, in alle Grauzonen, die eine Beziehung oder ein Crush haben können, in die Nähe, in die Entfernung, in die Leere, ins Vertraute, in die Verlorenheit, in die Geborgenheit, in die Loneliness, auf alle Seiten. Mehr gibts hier nicht. Aber eigentlich ist das ja bereits zu viel.

«trip9love…???» heisst das Album, das Tirzah und Mica Levi eben veröffentlicht haben – mit einem fast durchgehenden, heruntergepulsten, aber sehr harten und sehr kaputten und hässlichen Beat, verstimmten Piano-Loops und den Vocals und Texten über die Liebe, weil, so heisst es im Begleitschreiben, das Album sollte sich wie ein einziger Song anfühlen und sich anhören, als seien wir hier in einer «lazy club fantasy zone». Assoziationen und Konflikte lungern hier überall, niederbrennende Brücken, «the days that we share», safe spaces, Versprechungen, «all the time», Träume und Albträume, «they love they lose», ich bin hier für dich! (?)

Wo liegen in dieser Zone die Grenzen, «what’s your limit»? Vielleicht im Häuslichen, vielleicht in der Kommunikation, weil auf Anhieb sind vor allem die grossen Worte verständlich, aber man verstehts ja schon. Was sicher zu hören ist: es geht um den supersensiblen Raum und die (körperlichen) Reibungen zwischen Menschen, für die Tirzah und Mica Levi diesen Raum auf Zeit gebaut haben, nicht unähnlich dem «sink in»-Ende, wenn sich alles auflöst in den noisy-prozessierten Gitarren.

Vielleicht aber auch: besser rausgehen mit «trip9love…???», raus aus dem Privaten, rein in die Nacht und in einen nicht allzu weiten Raum mit einem mächtigen Soundsystem, und dieses weiter übersteuern. Bis der Beat aussetzt – früh in «their Love» und ganz am Schluss – aber wir sind in der Endlosschlaufe dieses kurzen Albums, das weiter und weiterdreht. Weil alles: ist genau hier.