Der Himmel scheint in diesen Tagen weit, mit seltsamen Wolken, den immer flüchtigen Chemtrails und einem Licht, das sengend und blitzend und dann auch sehr rasch schon wieder sehr dunkel in die Gesichter scheint. Und was ist das für ein komisches Objekt, das da herumfliegt? Vielleicht ist es ein Hobby-Segelflieger, oder jener Flugkörper, mit dem sich die Alienfigur Preta, die Lucrecia Dalt auf ihrem fantastischen neuen Album «¡Ay!» entwirft, durch Zeit und Raum bewegt. Und das Bad Bonn in Düdingen angesteuert hat.
Ist in diesem so oft besuchten Raum irgendwas fremd? Nein, natürlich eigentlich nicht, aber überwältigend, das ist dieser Mittwochabend dann schon. Verschüttete Verbindungen zwischen den Orten und den Menschen werden offenbar, so viele Erzählungen und Geschichten werden ausgetauscht, und ja, das könnte nun immer so gehen, aber gehen wir doch in den Konzertbereich rein, dort, wo schon eine Conga von Alex Lázaro, dem musikalischen Komplizen von Lucrecia Dalt, blitzt und leuchtet.
Strange Lichter, das Ufo landet, Lucrecia Dalt singt «Atemporal», fern den Zeiten, denn Alien Preta hat kein Zeitgefühl, und so löst sich denn auch vieles auf und löst auch vieles aus: die Richtungen, die Zeiten, die Bewegungen im Raum, das Bewusstsein dafür, dass hier etwas Übernatürliches rumschwirrt. Welche Melodien und Stile aus der Kindheit der Kolumbianerin – Bolero, Merengue, Salsa – hier anklingen, ist denn für diesen Abend auch egal, die einzigen Telefonnotizen sagen etwas von einem «Bass out of nowhere mit Verlängerungen in den Dub-Echo-Bereich», aber den guten Rest: lese ich nach, weil ich heute Abend nicht an den Talk nach Fribourg kann und «¡Ay!» – jener Ausruf, der so vieles bedeuten kann – an diesem Abend auch für den Moment, für das Jetzt steht.
Die Lichter am Himmel, in den Strassen, in den Häusern – und auch die Gestalten, die sich durch ihre Tage bewegen: sie wirken nach dieser Erscheinung verändert. «¡Ay!»
Lucrecia Dalts neues Album
«¡Ay!» ist auf RVNG Intl. erschienen.
Über «¡Ay!» lesen: in Damon Krukowskis Substack-Letter beispielsweise, der auch auf diesen Track-für-Track-Guide hinweist.
Über «¡Ay!» sprechen: am 27.10. im SMEM, Fribourg, um 20h
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